Autochthone Sorten
Von autochthonen Rebsorten haben wir bestimmt alle schonmal gehört und die meisten von uns haben sich still gefragt, was es damit eigentlich auf sich hat. Gehen wir dieser Frage hier gemeinsam auf den Grund.
Weine mit Heimat
Wenn eine Bezeichnung unhandlich klingt, hat sie ihren Ursprung oft im Altgriechischen – so auch das Wort autochthon. Es setzt sich zusammen aus αὐτός (autós), auf Deutsch «selbst», und χθών (chthōn), auf Deutsch «Erde». «Selbsterde»? Klingt direkt noch unhandlicher. Mit «aus dieser Erde entsprossen» wird es allerdings schon sehr poetisch. Am besten umschreiben es im Deutschen wohl die Adjektive alteingesessen, ursprünglich und bodenständig. Denn das sind autochthone Rebsorten in jedem Fall: Es sind Sorten, die vornehmlich in der Region angebaut werden, in der sie auch entstanden sind.
Autochthone Rebsorten haben in ihrem Ursprungsgebiet oft eine wichtige Bedeutung, nicht nur in Bezug auf die Produktion von regionalen Weinen, sondern auch kulturell. In vielen Fällen haben sie nur dank des Einsatzes leidenschaftlicher Winzer überlebt. So konnten sie sich teilweise über Jahrhunderte an ihre Umgebung, die Vorteile und Herausforderungen von Boden und Klima anpassen. Diese Umstände gehören sozusagen zu ihrer DNA.
Autochthone Reben repräsentieren ihre Heimat in ihrer Ursprünglichkeit, die daraus entstehenden Weine erzählen uns die Geschichte der jeweiligen Region. Autochthon ist ein Wein also durch die Kombination aus Rebsorte und Anbaugebiet, der Begriff ist nicht allgemeingültig auf die eine Sorte oder Region anzuwenden.
Verbreitung
Man ahnt es bereits – autochthone Rebsorten haben kein allzu grosses Verbreitungsgebiet und sind oftmals namentlich nicht besonders bekannt. Weltweit gesehen belegen autochthone Rebsorten nur einen geringen Anteil der Rebfläche. Dennoch haben es im Laufe der Jahrhunderte einige autochthone Reben zu internationalem Ruhm gebracht. Beispiele dafür sind Merlot und Chardonnay, die zwar in Frankreich autochthon sind, sich jedoch weltweit grosser Beliebtheit erfreuen. Daher sind sie auch ausserhalb Frankreichs häufig zu finden.
Spitzenreiter der autochthonen Sorten ist übrigens Portugal, dessen klimatische und geologische Vielfalt über 500 autochthone Rebsorten beheimatet. Ob ein Wein autochthon ist, sagt nicht zwingend etwas über die Qualität des Weins aus. Ein ursprünglicher Wein ist in seiner Region immer eine gute Wahl, um Land und Weinkultur kennenzulernen. Doch auch eine nicht autochthone – oder auf Altgriechisch «allothone» – Sorte kann in der gleichen Umgebung nicht nur gedeihen, sondern auch hochwertige und authentische Weine hervorbringen.
Branco
ENCRUZADO
ANTÃO VAZ
BICAL
ALVARINHO
Tinto
Aus Tinta Roriz entstehen feine, elegante Rotweine mit Aromen von roten Früchten, Pflaumen, Brombeeren, kräftigen Tanninen und einem guten Alterungspotenzial. Sie kennen diese Rebsorte jenseits der Grenze als Tempranillo. Aus der spät reifenden Rebsorte Baga entstehen schlanke, tanninreiche Rotweine, die in der Jugend adstringierend sind, mit dem Alter aber an Komplexität gewinnen. Aus Baga entsteht auch der Basiswein für Schaumweine. Castelão ist die am meisten vertretene rote Rebsorte im Süden Portugals. Aus ihr entstehen dichte, filigrane Rotweine mit Noten von Himbeeren, die dann Aromen von Zeder und Tabak entwickeln. Aus Trincadeira entstehen Rotweine mit wunderbar klaren Aromen von Himbeeren, Gewürzen, Kräutern und Pfeffer, bei einer sehr guten Säure. Aus den Reben der Touriga Nacional entstehen kräftige, farbintensive Port- und Rotweine mit komplexen Aromen die an Veilchen, Lakritz, schwarze Johannisbeere und Himbeere, mit einem subtilen Hauch von Bergamot, erinnern.
JAEN
Die besten Ergebnisse bringt die Jaen-Traube in ihrer Heimatregion Dão. Die Weine daraus sind anspruchsvoll und gefallen mit würzigen Brombeer- und Kirschenaromen. Robust gebaut, gibt sie einer Cuvée die Struktur und trägt zur Lagerfähigkeit des Weins bei.
Quinta do Mondego 2021 Jean DOC Dão Die Weinberge der Quinta do Mondego gedeihen in einer idyllischen Umgebung an den Ufern des Flusses, der dem Weingut den Namen Mondego gibt. Das Ergebnis sind elegante und traditionelle Weine, die das Terroir umarmen.
ARAGONEZ
Eine Rebsorte, so vielseitig wie ihre Namen: in Spanien Tempranillo, im Alentejo Aragonez und im Dão und Douro Tinta Roriz. Daraus werden dunkle, würzige, kraftvoll-geschmeidige Weine für den Keller oder Jungweine für den baldigen Genuss gekeltert. Aragonez DOC Alentejo 2016 Esporão Konzentriertes Aroma und intensive Farbe, so präsentiert sich dieser Aragonez aus der Lage Santa do Cruz. Über 40 Jahre sind die Rebstöcke bereits alt, darum erfolgt die phenolische Reife langsamer und gleichmässiger.
BAGA
Private Collection Baga DOC Bairrada 2015 Kompassus100 % Baga steckt in diesem Private Collection! Nur so kann er sich mit viel Charakter, aromatischer Komplexität und rotbeeriger Frucht präsentieren. Die typischen Noten von Harz, Pfeffer und Gewürzen findet man ebenso wie die sehr runden und geschliffenen Tannine.
ALICANTE BOUSCHET
Eleganz und Finesse, Textur und Dichte – die Alicante Bouschet ist eine typische Sorte aus dem Alentejo und seit gut 150 Jahren in der Region heimisch und bringt den Charakter des Alentejos meisterhaft zum Ausdruck. Alicante Bouschet DOC Alentejo Esporão Nur in Ausnahmejahren erzeugte Weine von einzigartigen Parzellen auf dem Weingut Herdade do Esporão, die das aussergewöhnliche Potenzial und den ursprünglichen Charakter der Rebsorte zum Ausdruck bringen.
CASTELÃO
Aus dieser im Grossraum Lissabon und im Alentejo heimischen Sorte werden traditionelle Weine im besten Sinne produziert. In jungen Jahren leicht animalisch, entwickeln sie delikate Himbeer- und Cassisaromen, sind samtig, strukturiert und äusserst langlebig.Sem Vergonha Vinho Regional Alentejano 2017 Susana Esteban Die Castelão bringt , komplexe und strukturierte Weine hervor, die ihre Eleganz und Frische bewahren. Diese Eigenschaften erinnern an die Rotweine des Burgunds.