Herkunft, Alter und Zusätze machen oftmals eine Spirituose aus. Darum werden Spirituosen auch streng reglementiert. Der Rum will sich diesem Regelwerk nicht beugen. Das mag an den Umständen seiner Entstehung liegen, denn Rum stammt von unzähligen kleinen Inseln, die zu verschiedenen Ländern oder Seemächten gehörten. Da lässt sich der Ursprung schwer fassen. Dennoch haben sich drei verschiedene Stile herausgebildet, die Bezug auf ihre jeweilige Herkunft nehmen: französischer Rum, spanischer Rum und britischer Rum. Dabei gibt es neben der Geografie auch Unterschiede in der Basis der Spirituose und in den einzelnen Herstellungsschritten, die zum Beispiel das Alter verfälschen können – Rum ist also nicht gleich Rum.
Der Milde: spanischer Ron
Spanischer Rum stammt aus den Regionen Costa Rica, Ecuador, Guatemala, Kolumbien, Kuba, Nicaragua, Panama, Peru, Puerto Rico und der Dominikanischen Republik. Er ist entstanden aus dem Wunsch der Spanier nach einem Rum, der feiner und milder daherkommt als der schwere Alkohol, den vor allem Seeleute tranken. Ins Spanische übersetzt wird aus Rum Ron. Grundlage dafür ist wieder die Melasse, gebrannt wird in Column Stills und schliesslich kommt das Solera-Verfahren zum Einsatz. In Spanien wird es zur Herstellung von Brandy, Sherry oder Weinessig verwendet, warum also nicht Übersee auch für Rum? Dabei werden die mit Rum gefüllten Eichenfässer übereinandergestapelt, sodass die jüngsten Destillate oben liegen und die älteren unten. Nun wird regelmässig etwas Rum aus den jungen Fässern entnommen und dem älteren Rum beigefügt. Davon profitiert nicht nur das Aroma, auch die Reifezeit des Rums wird verkürzt. Das Ergebnis ist ein Rum oder eben Ron, der besonders leicht, süss und rund schmeckt.
Der Leichte: französischer Rhum
Französischer Rum wird auf Martinique, Guadeloupe, Marie-Galante, Französisch-Guayana, Haiti und La Réunion produziert. Sein wichtigstes Merkmal ist die Verwendung von reinem Zuckerrohrsaft als Grundlage. Deshalb muss er allerdings nach der Ernte innerhalb von 36 Stunden destilliert werden, damit die Qualität des Rums nicht leidet. Die Inseln Martinique, Guadeloupe oder La Réunion dürfen ihren Rum als «Rhum Agricole» bezeichnen, also Rum aus landwirtschaftlicher Herstellung. Rhum Agricole macht ungefähr 10 Prozent der Rumproduktion aus. Destilliert wird Französischer Rum in Column-Still-Brennanlagen, die dem Zuckerrohr einen grasig frischen Geschmack entlocken. Französischer Rhum ist besonders fruchtig und blumig, bewahrt sich dabei aber seinen kräftig trockenen Charakter.
Der Kräftige: britischer Rum
In den ehemaligen britischen Kolonien hat der Rum eine lange Tradition. Bereits um 1650 begannen findige Plantagenbesitzer, die auf den Zuckerplantagen anfallende Melasse als Basis für Rum zu verwenden. Sehr praktisch, denn sie war als Nebenprodukt der Zuckerproduktion in rauen Mengen verfügbar. Britischer Rum hat seinen Ursprung auf den Inseln Jamaika, Antigua, British-Guyana, Belize, Trinidad und Tobago, British Virgin Islands, Mauritius, St. Lucia und Barbados. Letztere wird oft als Entstehungsort des Getränks genannt, heute befindet sich hier die älteste noch aktive Brennerei. Britischer Rum zeichnet sich durch seinen kräftigen Geschmack und seine dunkle Farbe aus, die er seiner langsamen Fermentation, der Pot-Still-Destillation, und einer langen Reifezeit in Eichenfässern verdankt.