Zuckerrohr war und ist der massgebliche Wirtschaftsfaktor in der Geschichte der Karibik. Als die Europäer begannen die Zuckerrübe zu kultivierten, musste man beginnen umzudenken, um zu überleben.

Der Weg des Zuckerrohrs

Das Zuckerrohr stammt ursprünglich aus Ostasien. Quellen dokumentieren den Anbau bis in das 5. Jahrhundert vor Christi Geburt in Indien, China und Neuguinea. Durch intensiven Handel gelangte es in den Nahen Osten. Die Perser sollen die ersten Methoden zur Zuckergewinnung entwickelt haben, und die Ägypter erzeugten durch Reinigung mit Kalk bereits weissen Zucker. Durch die Kreuzzüge landete es schliesslich  auch im nördlichen Europa. Das Zuckerrohr kam, sah und siegte. Um den rasant steigenden Bedarf in Europa zu stillen,  legte man Plantagen an den Mittelmeerküsten an, zum Beispiel in Sizilien, Süditalien und Griechenland.

Zuckerrohr in der
Neuen Welt

Mit der Entdeckung der Neuen Welt reiste die Zuckerrohrpflanze weiter. Christoph Kolumbus soll sie auf der Insel Hispanola eigenhändig gepflanzt haben. Nur nannte er die Insel dazumal „La Isla Española“, die spanische Insel. Nach einer anderen Legende soll es auf Barbados gewesen sein. Doch wie auch immer, die Karibik wurde dann von Spaniern, Franzosen und anderen Europäern kolonisiert und stellte sich als ideale Destination für das Zuckerrohr heraus. Die Pflanze gedieh im tropischen Klima bei weitem besser als in Europa und der Anbau war dazu auch noch massiv günstiger. Auf den Inseln wurden in der Folge ungeheure Monokulturen angebaut, um die Zuckernachfrage decken zu können. Und man brauchte Arbeitskräfte, billige Arbeitskräfte. Bis ins 18. Jahrhundert florierte der Dreieckshandel Sklaven-Güter-Zucker, es wurde sehr viel Geld verdient und damit auch ein dunkles und unrühmliches Kapitel in der Kolonialgeschichte Europas geschrieben.

VoM ZUCKER zum Rum

Als man in Europa die Zuckerrübe entdeckte, brach das funktionierende Gebilde langsam in sich zusammen. Der endgültige Untergang des Zuckerrohrs in der Karibik als Zuckerlieferant Europas war besiegelt, als Napoleon 1806 die Kontinentalsperre verhängte. Die ganze Karibik lief Gefahr pleite zu gehen. Was nun? Während der goldenen Zuckerzeit hatte man den Arbeitern tägliche Portionen Rum zugestanden. Diesen brannte man aus der bei der Zuckerproduktion anfallenden Melasse – einfach und billig. Keine Zuckerproduktion mehr – keine Melasse. Also begann man, Rum auch direkt aus dem gärendem Zuckerrohrsaft zu brennen. So verschob sich die Produktion der meisten Inseln von Zucker zu Rum, der Export liess sich gut an und die Wirtschaft war gerettet. Das Zuckerrohr ist immer noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, einfach nicht mehr in Form von Zucker, sondern als Rum, abgefüllt in Flaschen. 

Rum-Produktion

Etwa 97 Prozent des gesamten produzierten Rums der Karibik wird aus der Melasse des Zuckerrohrs produziert. Der braune klebrige Masse wird mit Zuckerrohrhäcksel und Wasser versetzt, beginnt zu gären und dann anschliessend destilliert man ihn. Bei der edleren, wenn auch teureren Variante der Produktion, wird das  Zuckerrohr in Stücke geschnitten und gemahlen, um den süssen Saft zu gewinnen.  Durch das direkte Destillieren des Saftes erhält man den sogenannten Rum Agricole, der bei Kennern einen hohen Stellenwert hat. Diese Methode wird hauptsächlich in den ehemaligen französischen Kolonien, wie Martinique, Guadeloupe und französisch Guyana, angewendet. 

Die Geschichte einer Pflanze, von der das Überleben einer ganzen Region abhängt und die gleichzeitig Genuss und Freude für die Fangemeinde von gutem Rum weltweit bringt.