Die Eichen so zu schälen, dass die feine Haut unter der Borke, die für das weitere Wachstum gebraucht wird, nicht verletzt wird, ist eine Kunst. Die Arbeiter haben bessere Löhne als sonst wo, dafür arbeiten sie von Mai bis August und meist unter der prallen Sonne. Die abgeschälten Stücke werden in den Norden Portugals gefahren und auf grossen Plätzen einige Monate im Freien gelagert. Sonne, Wind und Regen stärken die Struktur der Platten. Ein wichtiger Schritt ist das neunzigminütige Kochen in heissem Wasser: Es befreit die breiten Korkplatten von Erde, Staub, Schimmelpilzen, Insekten und Infektionsherden. Ausserdem vergrössert sich ihr Volumen und sie werden flach. Es folgt eine Trockenphase und daraufhin die weitere Verarbeitung. Nur aus 40 Prozent des für gewerbliche Zwecke geeigneten Korks können Flaschenkorken gestanzt werden. Diese bringen dafür 80 Prozent des Umsatzes ein. Die Zapfen werden poliert, desinfiziert und gebleicht. Früher verwendete man dazu eine Chlorlösung. Diese wurde bei vielen Produzenten von Wasserstoffperoxid abgelöst, da sie im Verdacht stand, die Entstehung von Trichloranisol und damit des Korkgeruchs im Wein zu fördern. Trotz strenger Qualitätskontrollen haben immer noch etwa fünf bis acht Prozent aller Weinflaschen Korkgeschmack
Zapfenstreich
In keinem Land wird so viel Kork produziert wie in Portugal. Die Rinde wird zu Topfuntersetzern und Bodenbelägen, zu Schuhsohlen und Briefmarken verarbeitet. Doch die innigste Beziehung besteht seit je zwischen Kork und Wein. Ohne Zapfen keine Flaschenalterung für Wein:
In Portugal entstand dafür ein ganzer Wirtschaftszweig. Die Eichenwälder Portugals machen heute mit 670 000 Hektaren etwa 30 Prozent der Korkeichenbestände der ganzen Welt aus. Sie sind somit die umfangreichsten aller Länder. Die Fördermittel der Europäischen Union haben Ende der 1980er-Jahre einen grossen Beitrag dazu geleis- tet. Die Korkverarbeitung hat sich im Verlauf des letzten Jahrhunderts kaum verändert, denn das Wissen und die Technik der Ernte wird meist in der Familie weitergegeben.
Jenseits des Tejo
Die Hauptregion für die Korkproduktion ist Alentejo, auf Deutsch «jenseits des Tejo» – ein Gebiet, das sich vom Norden der Algarve bis nach Lissabon erstreckt. Etwa 700 Firmen sind hier tätig, die zusammen über die Hälfte der weltweiten Korkproduktion erledigen.
ÖKOLOGISCH UND NACHHALTIG
Die Korkeichenwälder sind wertvolle Kulturlandschaften, die als Weide- und Ackerland genutzt werden. Zudem sind sie als Heimat vieler Tier- und Pflanzen- arten, von denen viele vom aussterben bedroht sind, unschätzbar wichtig. Um sie zu erhalten hat, die Associação Portuguesa da Cortiça (APCOR) Aufforstungsprogramme gestartet. Korkeichen gedeihen auf sandigen, kalkfreien Böden in Höhen zwischen 100 und 300 Metern und bei Jahresniederschlagsmengen zwischen 400 und 800 mm. Die Temperaturen dürfen ausserdem niemals unter –5 Grad fallen. Wichtig zu wissen: Eichen binden fünfmal mehr Kohlendioxid als andere Bäume, sie leisten damit einen enorm wichtigen Beitrag zum Klima der Mittelmeerregion.
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